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Schreibwaren

Inklusion in Lerngruppe 10 – neue Wege bereichern die gesamte Schulgemeinschaft, aktuell mit einen „Schreibwarenladen“ vor Ort
 
„Mist, mein Heft ist voll!“ sagte Saskia. „Heute ist Freitag, da hat doch unser neuer Schulschreibwarenladen geöffnet, du kannst dir dort ein neues Heft kaufen!“ entgegnete Paul.
Solche oder ähnliche Gespräche kann man jetzt an der Heinrich-Schickhardt-Schule öfters hören.
 
Mit der Inklusion in Lerngruppe 10 betritt die Heinrich-Schickhardt-Schule Neuland. Normalerweise enden alle inklusiven Settings nach 9 Jahren. In einem besonders gelagerten, sehr individuellen Fall wurde im Einvernehmen mit der Schulaufsicht, die Schulzeit für zwei Schüler ausnahmsweise um ein Jahr, bis zum Ende der Lerngruppe 10 verlängert.
 
Da das 10. Schuljahr für die Regelschülerinnen und Regelschüler nahezu komplett ein Prüfungsjahr zum Erlangen des Realschulabschlusses darstellt, musste ein speziell zugeschnittenes Konzept entworfen werden, um allen Jugendlichen gerecht zu werden. Ein wichtiges Element in diesem Konzept ist der Schulbegleiter Thorsten Steinle, der die zwei Jugendlichen, die das Down-Syndrom tragen, schon seit vielen Jahren kennt und über ausgeprägte pädagogische Kenntnisse verfügt, die er in seinem Studium erworben hat. Die Gemeinde Bad Boll kommt für die Personalkosten auf, die das „normale Maß“, welches vom Landkreis getragen wird, übersteigen.
 
Die Woche beginnt für die zwei Jungs mit Handikap montags im gewohnten Rahmen an ihrer Schule in Bad Boll. Es gibt für sie individuelle Lernpläne, die von der zugeordneten Sonderpädagogin, die leider nur an wenigen Stunden im Setting sein kann, entworfen werden. Wo es sinnvoll ist sind sie in ihrer Lerngruppe, wenn sie eine Auszeit brauchen, steht ihnen ihr Differenzierungszimmer zur Verfügung. Immer wieder finden sich trotz der großen Heterogenität inhaltliche Überschneidungspunkte.
Die optische Verwandtschaft der Sinus- und der Kosinusfunktion wurde auch den Schülern mit Handikap deutlich. Sogar bauten sie mit Thorsten Steinle ein bewegliches Modell, welches durch eine Schattenprojektion das Entstehen der Kurve darstellte. „Auch in weiteren Bereichen der Mathematik werden wir gemeinsame Lernfelder finden – zum Beispiel in der Wahrscheinlichkeitsrechnung“ sagte Schulleiter Thomas Schnell.
 
Dienstags und donnerstags sind die Praktikumstage. Die Eltern haben die Praktikumsstellen für ihre Kinder gesucht. Es geht in die Mensa eines Göppinger Gymnasiums, in den Göppinger Tierpark und die Evangelische Akademie in Bad Boll um Erfahrungen in der praktischen Arbeit zu machen.
Begleitet werden die zwei Jungs von ihrem Schulbegleiter. Mittwochs und freitags findet wieder wie beschrieben Unterricht an der Heinrich-Schickhardt-Schule statt. Die Lage der Praktikumstage im Wochenrhythmus wurde bewusst so gelegt, dass „Unbekanntes und Fremdes“ sich mit der vertrauten Schulumgebung abwechseln und dass ausreichend Zeit bleibt, die praktischen Erfahrungen zu reflektieren.
 
Um lebenspraktische Inhalte in die Schultage einzubeziehen wurde die Idee des Schreibwarenladens geboren. Zusammen mit Thorsten Steinle bewältigen die Schüler den Einkauf, die Präsentation der Waren, den Verkauf und die Abrechnung. Über ein spezielles Tabellenkalkulationsdokument wird die Buchführung des Ladens abgewickelt. Rund um das Projekt werden die damit zusammenhängenden Lernfelder für die zwei Schüler erschlossen.
 
„Es war total nett, bei den zwei Jungs einzukaufen – echt super wie die zusammen machen. Ich komme wieder“ äußerte sich Saskia, nachdem sie sich ein neues Heft im inklusiven Schulschreibwarenladen gekauft hatte.